Hänigsen (fl/uk). Manchmal braucht man nicht weit zu fahren, um spannende Entdeckungen zu machen. Die Hänigser Teerkuhlen sind als Biotop und Industriedenkmal in vielerlei Hinsicht ein verborgenes Juwel, das an die Zeiten erinnert, als die frühe Erdölförderung großen Wohlstand in die Region brachte. Eine Gruppe von Aktiven des Hänigser Heimatvereins, pflegt das Gelände mit viel Liebe und Enthusiasmus und hat mittlerweile eine äußerst sehenswerte Attraktion daraus gemacht.

Der Lehrter Männerchor war neugierig und machte sich an einem spätherbstlichen Morgen bei bestem Wetter zu einer Exkursion durch das Museumsgelände auf. 

Die Führung wurde von dem Geophysiker Dr. Thomas Degro übernommen, der in einem fachkundigen Vortrag eine Fülle von heimatkundlichen, technischen und wissenschaftlichen Informationen vermittelte. Erdöl ist ein wertvolles Naturprodukt, das seit den Zeiten der Bibel genutzt wird. So berichtet bereits das Alte Testament über die Verwendung von „Erdpech“ beim Turmbau von Babel.

Am Kuhlenberg tritt Erdöl auf natürlichem Weg an der Erdoberfläche aus; es wurde seit vielen Jahrhunderten von den Bauern der Umgebung genutzt. So berichtete Georg Agricola, der Begründer der modernen Bergbaukunde, bereits im Jahr 1546 von der Nutzung des aus den Hänigser Teerkuhlen geschöpften Erdöls. Über die Jahrhunderte wurde das Erdöl aus 48 Teerkuhlen mühsam abgeschöpft, die jetzt unter Denkmalschutz stehen. Dr. Degro erläuterte, dass aus einer Kuhle durchschnittlich etwa 50 Liter pro Jahr gefördert werden konnten. Ein Indikator für die Werthaltigkeit der Förderung ergibt sich aus dem Tauschwert: für zwei Jahresförderungen konnte man ein Pferd erwerben. Das Produkt wurde von sogenannten „Teerkerlen“ vertrieben.
Es entspann sich eine rege Diskussion über den Teerabbau  und die durchaus beachtliche historische Erdölförderung in der Region. Einige Sänger brachten Erfahrung aus der Erdölförderung und dem Kalibergbau mit, so dass zahlreiche Aspekte aus Technik und Bergrecht angesprochen wurden.

Natürlich durfte ein Ständchen nicht fehlen. Zum Abschluss der Führung stimmte der Chor vierstimmig das berühmte Steigerlied an, dessen Ursprünge im erzgebirgischen Bergbau bis in das 16. Jahrhundert reichen. Die Teilnehmer waren von der Führung begeistert und über die interessante Sehenswürdigkeit in unmittelbarer Nähe begeistert.